Managementkommentar Migros-Gruppe
Operative Ergebnisse

Das operative Ergebnis (EBIT vor Vorsorgeeffekt) der Migros-Gruppe 2010 von 1‘176.2 Millionen Franken liegt um 2.0 Prozent oder 23.1 Millionen Franken über dem Vorjahreswert von 1‘153.1 Millionen Franken. Im Teilbereich Handels- und Industriegeschäft profitierten alle Strategischen Geschäftsfelder von einer höheren Produktivität. Die Produktivitätsfortschritte sind den stetigen Prozess- und Strukturoptimierungen der Migros-Unternehmen zu verdanken. Das operative Ergebnis des Finanzdienstleistungsgeschäftes (EBIT vor Vorsorgeeffekt) konnte dank markanter Einsparungen bei den betrieblichen Aufwendungen infolge eines Wechsels der Informatikplattform gegenüber dem Vorjahr um 27.6 Prozent auf 276.8 Millionen Franken gesteigert werden. Das Cost/Income-Ratio, das Verhältnis von Geschäftsaufwand zu Ertrag, verbesserte sich dank dieser Kosteneinsparungen auf 46.9 Prozent (Vorjahr 55.6 Prozent).

Operatives Ergebnis des Handels- und Industriegeschäftes
 

Mio. CHFErgebnis vor Finanzerfolg, Ertragssteuern und VorsorgeeffektVeränderung zu Vorjahr
in %
20102009
Genossenschaftlicher Detailhandel501.6514.7- 2.5
Handel112.3156.4- 28.2
Industrie & Grosshandel232.9218.16.8
Reisen- 12.3-26.6- 53.8
Übrige70.973.3- 3.3
Eliminationen (innerhalb Handels- und Industriegeschäft)- 6.7
Total Handels- und Industriegeschäft898.7935.9- 4.0

 

Verschiebungen der Ertragsanteile zwischen den einzelnen Unternehmen bewirken eine Veränderung der Bruttomarge. Das Segment Industrie & Grosshandel hat infolge Eigenproduktion eine grössere Bruttomarge als die übrigen Segmente. Die Segmente Genossenschaftlicher Detailhandel, Handel und Reisen haben wegen geringer oder fehlender Eigenproduktion kleinere Bruttomargen, dafür verhältnismässig auch weniger operative Aufwendungen. Die Weitergabe der Effizienzsteigerungen sowie der Vorteile aus Lieferantenmanagement, Rohstoffeinkauf und Wechselkursentwicklung an die Kunden führt zu einer abnehmenden Bruttomarge. Aus dem sich jährlich ändernden Ertrags-Mix ergeben sich weitere kleinere Margen-Verschiebungen.

Effizienzprogramme, die Überprüfung und Vereinheitlichung von Prozessen, neue Strukturen und Abläufe – kurz das nachhaltige Kostenmanagement – beeinflussen die Bruttomarge und die operativen Ergebnisse des Handels- und Industriegeschäftes positiv. Neben den Effizienzprogrammen haben aber auch das Lieferantenmanagement, die Rohstoffpreissituation und die Wechselkurse einen erheblichen Effekt auf die Bruttomarge und die operativen Resultate. Effizienzsteigerungen und Verbesserungen im Einkauf des Warenhandels werden den Kunden grossmehrheitlich in Form von Verkaufspreissenkungen weitergegeben.

Die Optimierung der Wertschöpfungskette und der Strukturen ist ein steter Prozess. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden im Strategischen Geschäftsfeld Genossenschaftlicher Detailhandel verschiedenste Massnahmen zur Optimierung initiiert, fortgeführt oder abgeschlossen:

Die Migros hat als letzte grössere Detailhändlerin in Europa die Preisanschrift am Regal eingeführt. Die Delegierten haben an ihrer ordentlichen Versammlung vom 28. März 2009 dem Antrag zur Umsetzung zugestimmt. Nach der Entwicklungs- und Testphase wurden bis Herbst 2010 alle Filialen mit Preis-Etiketten ausgestattet. Ab 1. Januar 2011 wurden die ersten Produkte ohne Preisauszeichnung angeliefert. Mit der Regalpreisauszeichnung können in der Beschaffung und in der Bewirtschaftung erhebliche Kosten eingespart werden. So fällt zum Beispiel die separate Preisauszeichnung von Markenprodukten für die Migros weg. Insgesamt reduziert sich die Komplexität in der Bewirtschaftung der Sortimente. Die Migros hat diese Vorteile mit dem Preisrutsch per Ende 2010 direkt an die Kunden weitergegeben.

Verschiedene Genossenschaften arbeiten stetig an systematischen Programmen, die zu einer weiteren Steigerung der Effizienz in der Leistungserbringung für den Kunden führen. So arbeitet zum Beispiel die Genossenschaft Waadt seit gut zwei Jahren am Projekt CAP 345 «Gemeinsam in die Zukunft». Die Supermärkte der Genossenschaft haben ihre Schlüsselprozesse mit dem Ziel überarbeitet Marktanteile zu gewinnen in einem Wettbewerbsumfeld, das sich stark am Preis orientiert. Weitere Ziele bestanden in der Sicherung der Produktmargen und der Erhöhung der Personalproduktivität bei gleichzeitiger Verbesserung der Dienstleistungen für den Kunden. Die Genossenschaft hat nicht nur die Schlüsselprozesse überarbeitet, sondern auch erhebliche Mittel in die Erneuerung ihrer Filialen investiert und dadurch die Attraktivität der Filialen für den Kunden deutlich erhöht. Die Projektziele wurden vollumfänglich erreicht. Die Wettbewerbsposition wurde verbessert. Über die höhere Personalproduktivität konnten nicht nur die Lohnerhöhungen absorbiert, sondern die Personalkosten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesenkt werden.

Mit dem Projekt «Filialdatenfluss» wurden die Schnittstellen zwischen den Kassen der regionalen Verkaufsstellen und den zentralen Migros-Warenwirtschaftssystemen (Food/Near Food und Non Food, Frischesysteme, Systeme der Migros-Partner) überarbeitet und erfolgreich abgelöst. Die neue technologische Basis ermöglicht es, Marketinganforderungen zukünftig rascher und kostengünstiger umzusetzen und gleichzeitig, durch die Reduktion der Komplexität, die Betriebskosten nachhaltig zu senken. Die stündlich aktuell zur Verfügung stehenden Abverkaufsinformationen sind ein weiterer Vorteil des neuen Filialdatenflusses.

In den beiden nationalen Verteilzentren sind die Aktivitäten der zentral bewirtschafteten Sortimente Food, Non Food und Fachmärkte gebündelt. Durch diese Bündelung wurde auch die Basis für eine umfassende Mechanisierung der innerbetrieblichen Abläufe gelegt. Im Geschäftsjahr 2010 wurde die Realisation vollautomatischer Kommissionierungsanlagen in den Bereichen Food und Tiefkühl-Sortimente weitergeführt mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und körperlich belastende Arbeit zu eliminieren. In beiden Teilprojekten ist die Inbetriebnahme für das Jahr 2011 geplant. Der Migros-Verteilbetrieb Neuendorf hat für seine vorbildliche Gesamtleistung in der Region Solothurn den Unternehmerpreis 2010 erhalten. Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft Aare in der Betriebszentrale eine vollautomatische Kommissionierungsanlage für Früchte und Gemüse realisiert. Dank dieser Schritte kann die Dienstleistung an die Filialen stark verbessert werden.

Bedarfsgerechtere Liefermengen führen zu tieferen Kosten in der Logistik. Mit dem Projekt «Lean Supply Chain» wurden die Warenhandelsprozesse der Logistik optimiert und die Logistikkette an die spezifischen Bedürfnisse angepasst. Im Bereich Fachmärkte wurden Sortimentsbereiche konzentriert und Aussenlager aufgehoben. Die vermehrte Verlagerung von Transporten auf die Bahn ist weitgehend realisiert.

Das Multiprojekt «Supplier Collaboration House» steht kurz vor dem Abschluss. Im Jahr 2010 wurden verschiedene Teilprojekte erfolgreich eingeführt. Das Supplier Net ist eine moderne, benutzerfreundliche Internet-Plattform für Lieferanten, über die diese einen direkten Zugriff auf Informationen und Applikationen der Migros erhalten. Damit wird die Transparenz über die Geschäftsprozesse erhöht und die Zusammenarbeit mit der Migros massgeblich unterstützt. Das Produktinformations-Management ist ein zentrales System zur Verwaltung sämtlicher Informationen zu einem Migros-Produkt (Beschreibung, Masse, Preise, Inhaltsstoffe, Bilder etc.). Das PIM erlaubt es der Migros, umfassende Produktinformationen nicht nur internen Stellen, sondern vor allem auch den Kundinnen und Kunden zur Verfügung zu stellen (Warendeklaration in der Verkaufsstelle, Aktionsinserate, Flyer, Kataloge, Online-Auftritte etc.). Das Lieferanten-/Vertragsmanagement-System verwaltet zentral alle relevanten Informationen zu unseren Lieferantenbeziehungen (Stammdaten, Kontaktpersonen, Verträge und Vereinbarungen). Dieses neue System kann zukünftig auch unseren Geschäftspartnern als Informationsquelle dienen. Bis Mitte 2011 werden diese Systeme noch optimiert/ausgebaut, sowie um ein Etiketten-Portal (Internet-Bestellplattform für Etiketten und Verkaufshilfsmittel) und eine Supplier Scorecard (Kennzahlen-System zur Messung und Steuerung der Beschaffungsprozesse) ergänzt.

Auch die Unternehmen der anderen Strategischen Geschäftsfelder arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der Prozesse: Globus, ein Unternehmen des Strategischen Geschäftsfeldes Handel, gelingt es, die Kosten im Verhältnis zum Umsatz zu senken. Dies trotz Eröffnung neuer Flächen und damit zusätzlicher Fixkosten. Vor dem Hintergrund anstehender Marktöffnungen und Liberalisierungen sowie der Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit hat das Strategische Geschäftsfeld Industrie & Grosshandel ein umfassendes Programm unter dem Namen «Fit for Europe» lanciert. In diesem Programm werden die einzelnen Unternehmen systematisch durchleuchtet und Massnahmen für Produktivitätssteigerungen identifiziert und realisiert. Hotelplan hat das im Jahr 2009 initiierte Kostensenkungsprogramm konsequent fortgeführt und weist im Vergleich zum Vorjahr erneut relativ tiefere Kosten aus. Bei der Migros Bank führte insbesondere die per Anfang November 2009 in Betrieb genommene neue Informatikplattform im Jahr 2010 zu beträchtlichen Einsparungen.

Neben den Massnahmen zur Prozessoptimierung haben das Lieferantenmanagement, die Rohstoffpreis- und die Wechselkursentwicklung einen erheblichen Einfluss auf das operative Ergebnis der Migros-Gruppe:

Ein Teil der Einsparungen wurde im Berichtsjahr durch besseres Lieferantenmanagement erzielt. Der verstärkte Einsatz von Ausschreibungen, internationalen Auktionen, der Einbezug der Beschaffungskooperation und die Bündelung des Beschaffungsvolumens führten auch zu Einkaufspreisermässigungen.

Die Mitte 2009 einsetzende Entspannung an den Rohstoffmärkten hat sich bis Mitte 2010 fortgesetzt. Die Rohstoffpreise lagen mehrheitlich unter den Höchstständen der Vorjahre und haben die Rohstoffeinkäufe verbilligt. In der zweiten Jahreshälfte 2010 hingegen setzte bei den meisten Rohstoffen wieder ein Preisanstieg ein, so dass das Preisniveau einzelner Rohstoffe am Jahresende jenes zu Jahresbeginn übertraf. Die Einsparungen im Rohstoffeinkauf der ersten Jahreshälfte wurden in der zweiten Jahreshälfte teilweise kompensiert.

Das massive Erstarken des Schweizer Frankens vor allem gegenüber dem Euro und dem US-Dollar führte zu Kosteneinsparungen im Wareneinkauf des Detailhandels und im Rohwareneinkauf der Migros- Industrie. Die Wechselkursentwicklung hat die Rohstoffpreisentwicklung des zweiten Halbjahres 2010 gedämpft. Diesen Einsparungen stehen Einbussen im Exportgeschäft der Migros-Industrie sowie Umrechnungsverluste der im Ausland (Migros France, Migros Deutschland) erzielten Verkaufsumsätze durch den erstarkten Schweizer Franken gegenüber. Weiter führten die fallenden Euro-Kurse in den Grenzregionen zu einer Zunahme des Einkaufstourismus ins nahe Ausland und zu Umsatzeinbussen der Verkaufsstellen in diesen Regionen.

Als Folge dieser Einflüsse stiegen die operativen Aufwendungen weniger stark an als der Ertrag. Der Personalaufwand, der neben den Löhnen auch die Arbeitgeberbeiträge an die Pensionskassen und andere Sozialleistungen beinhaltet, ist mit 19.7 Prozent (Vorjahr 19.9 Prozent) neben dem Warenaufwand der mit Abstand grösste Aufwandbereich der Erfolgsrechnung. Der Personalaufwand nimmt lediglich um 3.0 Millionen Franken zu, trotz über dem Branchendurchschnitt gewährter Lohnerhöhungen von 0.5 bis 1.0 Prozent. Dies ist ein Resultat der sorgsamen und verbesserten Planung und des optimierten Einsatzes des Mitarbeiterbestandes. Die Investitionstätigkeit mit Gesamtinvestitionen im aktuellen Geschäftsjahr von 1.5 Milliarden Franken (Vorjahr 1.4 Milliarden Franken) bleibt auf sehr hohem Niveau. Sukzessive gleichen sich die Abschreibungen dem über die Jahre gestiegenen Investitionsvolumen an. Eingesetzt sind diese Investitionen vorwiegend bei den Genossenschaften und den Handelsunternehmen für neue, erweiterte und modernisierte Verkaufsstandorte und bei der Industrie für die Modernisierung und Kapazitätsausweitung der Produktionsanlagen.

Operatives Ergebnis des Finanzdienstleistungsgeschäftes


Im Finanzdienstleistungsgeschäft resultierte ein Ertrag aus Finanzdienstleistungen von 960.2 Millionen Franken, während sich der Aufwand für Finanzdienstleistungen auf 372.2 Millionen Franken belief. Der Nettoertrag aus dem Finanzdienstleistungsgeschäft verbesserte sich dank der markanten Erholung der Finanzmärkte von 561.5 Millionen Franken auf 588.0 Millionen Franken.

Das Zinsdifferenzgeschäft bildet weiterhin die wichtigste Ergebniskomponente im Finanzdienstleistungsgeschäft. Rund 86 Prozent der Erträge wurden 2010 in diesem Bereich erarbeitet. Dank einer guten Refinanzierungsstruktur hat sich die Zinsmarge nur geringfügig verändert. So konnte der Nettoertrag aus dem Zinsengeschäft gegenüber dem Vorjahr um 3.6 Prozent gesteigert werden.

Der Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft litt unter der Zurückhaltung der Kunden im Anlagegeschäft, weshalb das Vorjahresergebnis um lediglich 1.6 Prozent gesteigert werden konnte.

Der Erfolg aus den Finanzanlagen und dem Devisen- und Sortengeschäft verbesserte sich von 39.4 Millionen Franken auf 42.5 Millionen Franken.

Durch den laufenden Ausbau der Kundenberatungskapazitäten und die Expansion des Filialnetzes erhöhte sich der Personalbestand gegenüber dem Vorjahr um 83 auf 1‘373 Personaleinheiten. Der Personalaufwand erhöhte sich dadurch um 0.6 Prozent auf 170.5 Millionen Franken.

Die Migros Bank hat im November 2009 eine neue Informatikplattform in Betrieb genommen. Dadurch konnten markante Einsparungen bei den Informatikausgaben realisiert werden. Die Abschreibungen sowie die anderen betrieblichen Aufwendungen haben sich deshalb von 178.6 Millionen Franken auf 147.9 Millionen Franken reduziert.